Shiva Colonia für alle!

Liebe Freunde subkontinentaler Erlebnistouren, liebe Journalisten!

Wir sind längst zurück aus dem Land, wo Autos auf der Straße um Kühe einen Bogen machen, wo ein graues T-Shirt inmitten der Knallfarben auffällt, und Tempelbesuche zum Alltag gehören.
Tausende von Kilometern und etliche fantastisch leckere Gerichte haben wir hinter uns gebracht – und unsere Leidenschaft für Indien ist noch nicht erloschen.

Aus diesem Grund waren wir mit unseren Reiseerfahrungen beim Travel Slam (wie die Fotos beweisen) und haben der Kölnischen Rundschau, dem India!Magazin, Radio Berg und der Rheinischen Post Rede und Antwort gestanden.

Das Ziel unserer Reise? Wir wollten erkunden, ob das Kölsche Grundgesetz auch in Indien Gültigkeit besitzt.
Doch es gibt noch so viel mehr, wovon wir erzählen können: von der Geschichte des Landes, der Rolle der Frauen in Indien, von den skurrilsten Begebenheiten und vielen lustigen Tierbegegnungen (Kühe, Kraniche, Kakerlaken).

Wenn ihr mehr über Indien wissen wollt, meldet euch bei uns.
Wir stehen euch für Interviews oder Auftritte zur Verfügung.

Namaste!

Petra und Anne

Weiss-Nadolny-Travelslam

Last, but not least: Mumbai

Sechs Wochen Indien liegen hinter uns, Tausende von Kilometern haben wir zurückgelegt, so viele freundliche und interessante Menschen kennen gelernt und etliche Grundgesetze erprobt. Zwei Tage bleiben uns noch in Mumbai, das einst Bombay hieß. Es ist ein echtes Problem: So viel zu sehen –von Mumbai, von Indien insgesamt – und so wenig Zeit. Dieses Land ist uns ans Herz gewachsen.
Aber was sollen wir sagen, wenn wir zu Hause gefragt werden: „Wie war denn Indien so?“ Noch habe ich keine Antwort auf diese Frage, mein Abschiedsschmerz überwiegt.

„Und wenn wir einfach hierbleiben?“, fragt Petra und blinzelt in die Sonne auf dem Vorplatz des Gateway of India.
„Ich würde sagen: ja“, erwidere ich. „Mindestens noch sechs Wochen.“
Doch das ist leider ausgeschlossen – zu Hause warten Arbeit, Familie und Freunde.

Wir versuchen, etwas zu finden, das uns den Abschied von diesem Land, das uns so fasziniert, leichter macht. Doch weder Teetrinken in unseren Schlunzklamotten im Beisein des überaus höflichen Servicepersonals des Taj Mahal Palace noch der Besuch der Bombay Panjrapole – eines Kuhsozialheims in der Nähe des Bhuleshwar-Marktes, auf dem wir danach noch ergebnislos versuchen, uns durch Shopping in die Erschöpfung zu treiben, fruchtet etwas.

„Komm, lass uns rüberfahren zur Elephanta Island“, schlägt Petra am nächsten Tag vor.
Ja, ich finde auch: Wir sind eher reif für die Insel als für die Rückkehr nach Deutschland, wo es derzeit schneit und alles grau in grau ist. Vielleicht zieht ein Sturm auf und wir können die Insel nicht verlassen?

Doch weit gefehlt. Der Himmel bleibt milchig-versmogt in der Hitze der Millionenstadt, und wir schippern friedlich und ungestört auf die Insel mit den tollen Tempelanlagen ohne Elefant – und zurück.

Ein letztes Essen im Leopold’s Café, das sich innerhalb kürzester Zeit zu unserem Stammladen entwickelt hat. Das Leopold’s gibt es schon seit der letzten Jahrhundertwende – ein kramig aussehendes altes Café, indem sich die Gäste mitunter auf die Füße treten und wo große Spiegel an den Wänden hängen, über ihnen Gemälde von London, Paris, New York – kein Wunder, dass es so beliebt ist, allein die Drinks, die sie dort servieren!

Eine halbe Stunde später ordern wir die Rechnung und müssen uns nun schon beeilen, um unsere Koffer aus dem YWCA zu holen und ein Taxi zum Flughafen zu bekommen.

Ohne Erfolg.
Die Zeit verstreicht.
Kein Taxi in Sicht.

„Sonst bremsen doch immer gleich mehrere!“, meint Petra und tritt nervös von einem Fuß auf den anderen.
Insgeheim hoffe ich, dass wir den Flug einfach verpassen. Immerhin habe ich immer noch keine Antwort auf die Frage, wie ich Indien eigentlich finde.
Schließlich hält doch ein Wagen vor der Jugendherberge, der Fahrer schnallt unsere Rucksäcke aufs Dach und wir brausen gen Norden durch die Stadt.

Alles zieht noch einmal an uns vorbei: das Formerly-Prince-of-Wales-Museum, das jetzt Chhatrapati Shivaji Maharaj Vastu Sangrahalaya heißt, der Marine Drive alias Queen’s necklace mit den vielen Straßenlaternen, und in der Ferne sehen wir die Geier über dem Tower of Silence kreisen. Taxis überholen uns, und selbst auf dicht befahrenen mehrspurigen Straßen versuchen Fußgänger zu kreuzen.
Große Plakate künden von neuer Sari-Mode, teuren Uhren oder dem neusten Bollywoodfilm. Es wird langsam dunkel, und immer noch haben wir unser Ziel nicht erreicht.

„Mist“, meint Petra schließlich, als das hypermoderne Gebäude des Flughafens in Sicht kommt. „Jetzt haben wir es doch geschafft.“
Genau so geht’s mir auch.

Allerdings haben wir auf der langen Fahrt eine halbwegs einleuchtende Antwort auf die Frage gefunden, was der Subkontinent für uns bedeutet:
Indien, wir werden dich vermissen. In all deiner Schönheit, deiner Weisheit, den wunderbaren Gerichten, die wir hier gegessen und den schrägen Dingen, die wir hier erlebt haben. Sicher bist du ein schwieriges Land, mit all der Armut und den sozialen Ungerechtigkeiten, der Umweltverschmutzung und den fehlenden Infrastrukturen. Du bist so, wie wir es nie erwartet hätten: besser, schlimmer, duftender, stinkender, lieblicher, lärmiger, leckerer, ungewöhnlicher und verrückter als alle Länder, in denen wir zuvor je gewesen sind.

Danke für diese Reise und deine Gastfreundschaft, incredible India!
Und: Good bye, Mumbai!

Mumbeitragsbild

Hampi hat’s!

„Sag ihm, er soll weggehen!“, bitte ich Petra. Ich will hier nicht sein, ich habe gerade keine Lust, ein Teil vom Tourismusrummel dieses Ortes zu werden.
Sie macht eine halbherzige Bewegung in Richtung des Tuk-Tuk-Fahrers, der im Begriff ist, unser Gepäck in seinen Wagen zu verfrachten.
„I help you!“, ruft er und müht sich weiter ab. „You my guest!“

Wir sind gerade mit dem Überlandbus an der vorletzten Station unserer Reise angekommen: dem sagenumwobenen Hampi, reich an Schätzen der Vijayanagar-Kultur, Tempeln und Palästen. Die Sonne ist noch nicht aufgegangen über der Hochebene, auf der Felsbrocken verstreut liegen, als habe ein Riese damit gespielt. All das wartet auf uns.

Und das ist mir im Moment so was von egal.
Ich bin hundemüde, mein Rücken schmerzt von der Fahrt auf der harten Buspritsche, mir ist schlecht, weil der Fahrer jede Kurve mit Karacho genommen hat und zu allem Überfluss plagen mich grausame Magenschmerzen. Glücklicherweise kein Durchfall – nur das wäre noch schlimmer gewesen.

„Ich kann das jetzt nicht“, sage ich Petra, als der Fahrer weiter an meinem Rucksack zieht.
Es ist hart für Inder, die im Tourismusgeschäft arbeiten, auf einen Touristen scheinen hier zehn Fahrer zu kommen.
Petra wirft mir einen Blick zu, entscheidet, dass ich das jetzt nicht entscheiden kann und nennt ihm eine Adresse auf der anderen Seite des Flusses. Dahin fährt aber derzeit kein Boot, und so nehmen wir mit einer Herberge diesseits des Wasserbetts vorlieb.

Das Tuk-Tuk hält im Dunkeln vor einem kleinen Haus am Ende einer Straße, Petra kramt einige Rupien hervor und reicht sie dem Mann, der so nett ist, uns das Gepäck hineinzutragen und einige Worte mit der Wirtin zu sprechen.
„You stay here, she say when room is ready“, meint er. „I come back later.“
„No“, meint Petra. „No, you don’t need to come back.“
„Yes“, strahlt er sie an. „You my guests. I come back later. Take you on tour.“
Sie schüttelt müde den Kopf.

Derweil habe ich mich schon auf die Liege geschleppt, die auf der kleinen Veranda steht.
Schon bald umschwirren mich Hunderte von Moskitos.
„Magenschmerzen und Mücken – super Kombi“, murmele ich und hülle mich so in mein Tuch, dass nur die Nasenspitze rausguckt.
Petra versprüht No-bite über mir, und zur Sicherheit auch etwas von dem ayurvedischen Mückenspray, das wir in Kochi gekauft haben.
„Verflucht“, sagt sie leise. „Die spielen ja hier Hauptversammlung an der Wand!“
Ich muss wider Willen lachen, mein Magen rächt sich dafür sofort.
Kaum bin ich halb eingeschlafen, weckt mich die Wirtin, die mir mitteilt „room“ sei „ready“, und ich könne mich hineinlegen.

Die Sonne ist mittlerweile aufgegangen. Als ich aufstehe und die Mücken beiseite scheuche, die offenbar einen Mietvertrag mit meinen Klamotten geschlossen haben, werfe ich nur einen zaghaften Blick über den Fluss, der genau unterhalb der Veranda verläuft. Halluziniere ich bereits vor lauter Krämpfen? Es sieht aus wie gemalt.

Petra steht still und blickt hinüber zur anderen Seite, wo sich im milchigen Licht des Sonnenaufgangs riesige Felsblöcke türmen. Auf unserer Seite des Flusses stehen Palmen, einige Wäscherinnen tragen ihre Körbe zum Fluss. Und von irgendwoher erklingt ein Gejaule, das an die Sängerin eines Bollywood-Films erinnert.
„Das sieht ja großartig aus!“, ruft Petra.
„Ruhe!“, erklingt es aus einem der Zimmer des Hauses. „Es ist sechs Uhr, wir versuchen hier noch zu schlafen!“
„Sorry“, meint Petra mit gedämpfter Stimme, und zu mir gewandt: „Ich geh mal rauf, oben servieren sie schon Frühstück.“
Beim Wort Frühstück krümme ich mich ein bisschen.
Sie lässt den Schlüssel in meine Hand gleiten, deutet auf das Zimmer am Ende der Veranda und nickt. „Gute Besserung, leg dich mal ein bisschen hin.“

Die Mücken kennen den Unterschied zwischen drinnen und draußen hier offenbar nicht, es surrt auch im Zimmer.
Schnell packe ich mein Schlafsack-Inlay aus, werfe mich unters Moskitonetz und mache die Augen wieder zu.

Eine Stunde später werde ich davon wach, dass jemand vorsichtig an die Tür klopft.
„You want to see Hampi“, fragt eine bekannte Stimme, ich bin mir sicher, dass es der Fahrer von heute Nacht ist.
„No“, rufe ich schwach. „Sorry, my stomach hurts! I cannot go out!“
„You see Hampi?“
„Sorry!“, rufe ich. „Not. See. Hampi. Feel. Sick!“

Er klopft noch drei Mal, bis Petra kommt und ihm erklärt, was Sache ist.
„Ich geh dann jetzt mal mit ihm eine Runde drehen“, sagt sie zu mir. „Brauchst du noch irgendwas?“
Ich schüttele den Kopf. Solche Magenkrämpfe hatte ich noch nie! Scheint zu stimmen, dass man in Hampi wirklich etwas erlebt, das man so zuvor noch nie erlebt hat.

Es wird Abend, und außer Wasser nehme ich nichts zu mir.
Petra kommt erst spät zurück und schwärmt von den Ruinen und der sagenhaften Landschaft.
„Hampi ist wirklich sehr klein“, sagt sie dann. „Inzwischen weiß das ganze Dorf, dass du krank bist. Dauernd bestellt mir jemand Grüße an dich, fragt, wie es dir geht und wünscht gute Besserung.“
Das ist mir als Großstädterin leicht unheimlich. Köln ist da so ganz anders als Hampi.

Am nächsten Morgen geht es mir wieder besser. Ein wenig zwickt der Magen noch. Aber ich kann die Fragen nach meinem Gesundheitszustand selbst beantworten.
Und Petra hat recht: Ausnahmslos jeder will wissen, wie es mir geht. Die Frau mit dem kleinen Shop an der Ecke, unsere Wirtin, der Mann, der nichts zu tun scheint, außer die Kuh am Ende der Straße im Auge zu behalten.

„You feel better?“, fragt unser Fahrer von der ersten Nacht mit großen Augen. Er hat auf mich gewartet, scheint es.
Ich nicke. „Thank you.“
„You see Hampi today?“

Eigentlich will ich nicht allein mit einem Fahrer durch die Weiten der Ebene gondeln, aber nach den Bekundungen und dem Mitgefühl allerorten habe ich das Gefühl, dass ich schon jetzt ein Teil von Hampi bin. Und wenn’s nur ein Teil des Tourismusrummels ist – aber der ist hier wirklich sympathisch.
Ich nicke, er freut sich.
„First“, sage ich und zeige auf mich. „Drink tea.“
Er lacht und nickt. Und ich bin versucht, zu sagen: „Drink doch ene mit.“
Und finde, Köln und Hampi sind doch gar nicht so weit auseinander.

Hampibeitrag

Goa goes good – in Farbe und jenseits aller Klischees

Auf nach Goa, dem Land, in dem es Drogen, Partys und Kokosnüsse gibt!
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Petra freut sich schon auf die sechzehnstündige Busfahrt von Kochi nach Panjim.
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Dieser Mann verpasst das Schönste am Busfahren: das intensive Achselaroma des Beifahrers nach zehn Stunden Fahrt.
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Petra kämpft mit Mandarinenschale ums Überleben.
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Nach zwölf Stunden Fahrt überlegen wir uns ein Messer zu kaufen …
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… bis Petra sich in Aamir Khan, den Filmhelden des neuen Bollywoodschinkens verliebt.
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Anne hingegen verwendet auch Stunden nach der Ankunft noch Geruchspray.
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Ab jetzt nie mehr Busfahren.
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Anne freut sich: Endlich Schluss mit dem illegalen Tippen.
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In der Stadt machten wir auch ganz normale Tourifotos.
Clown

Shabby Schick in Panjim.
Impressionen

Goa nimmt im Recycling eine Vorreiterrolle ein.
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Als verheiratete Frau findet es Anne nicht schlimm, zuzunehmen.
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Petra hat sich für dieses Foto extra ihre Sonntagshose angezogen.
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Es nimmt überhand. Anne sucht überall nach Essbarem.
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Auf einmal hatte Petra keine Zahnschmerzen mehr.
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Der örtliche Drogendealer hat komisches Zeug in der Auslage.
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Zuhause heißt es künftig nicht mehr „Hinsetzen!“, sondern nur noch: „No Soo-Soo!“
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Dies muss das meist ignorierte Schild der Stadt sein.
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Von nichts kommt nichts. Anne muss auf ihre Linie achten.
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Wir nehmen dann den Fresh Juice, please!
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Genug. Anne ist auf eine Kokosnussdiät umgestiegen. Jede Stunde eine und die Pfunde purzeln!
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Nur eine Stunde später. Man sieht schon erste Erfolge.
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Petra erinnert sich noch genau an die FDJ-Blusen bei ihrem letzten Schulausflug. Anne trägt Uniformen nur an Karneval.
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Was nur wenige wissen: Die bedeutendsten Tauben der Geschichte sind in Old Goa begraben.
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Diese jungen Inder wollten unbedingt ein Foto mit uns, nachdem wir ihnen erfolgreich vorgegaukelt haben, dass wir Jennifer Lopez und Beyoncé sind.
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Die Drogen beginnen endlich zu wirken.
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Die Drogen wirken immer noch. Petra glaubt inzwischen, dass sie vier Augen hat.
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Die Drogen wirken immer noch. Spontan verspüren wir den Wunsch, uns eine Mulde zu graben und uns hinzulegen.
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Auf diesem Bild ist ein Baum zu sehen. Finde ihn!
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Sind das Insexten?
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Petra halluziniert bei diesem Anblick, dass sie einmal eine Yacht besaß.
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In Goa soll man auch Gruppensex beobachten können.
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Im Bus ließen die Drogen dann leicht nach.
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Zwei Stunden später, und Petra ist von der Wirkung der Kokosnussdiät überzeugt.
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Da beschwer sich noch einer über die Deutsche Bahn: Für 10 Rupies erwirbt man sich in Goa überhaupt erst die Erlaubnis, sich am Schalter anzustellen.
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Seit der Biennale in Kochi glaubt Anne, Teil eines Kunstwerkes zu sein.
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Die Kinder nebenan schütteln den Kopf: Diese Frau muss Drogen genommen haben, wenn sie sich in Indien versucht anzuschnallen.
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Die Stunde ist rum: Beim Blick aus dem Autofenster denkt Anne schon wieder an Kokosnüsse.
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Bald geht es sechsspurig zu den Wasserfällen von Dudhsagar.
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Wasser statt Kokosnuss? Kein Happy Deal.
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Egal was – Petra bietet mit.
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Diese Ochsen hausen hier wie die Schweine.
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Auf der ganzen Jeepfahrt zu den Wasserfällen versucht Petra den Fahrer auszuquetschen, woher er diese Püppchen hat.
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Trash vs. Tourismus: Das Leben ist nicht gerecht.
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Bei diesem Foto begann sich Petra zum ersten Mal vor Anne zu gruseln.
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Anne kann auch teilen. Außer, es geht um Kokosnüsse.
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Petra übt schon mal für das Durchschwimmen des Ärmelkanals.
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Danach machten wir spontan per Mail einen Termin beim Schönheitschirurgen aus.
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Die Aufgabe war, ein Foto für ein Bilderrätsel mit dem Begriff Ärmelkanal zu machen.
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Petra versucht sich an der Armpantomime dieses Baumes.
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Die Frisur ist ja wieder in.
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Haben wir das wirklich gesehen?
Das soll uns erst mal einer beweisen. Sonst müssen wir da noch mal hin!
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Beweis? Pah! Das ist doch gephotoshopt!
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Anne hofft, dass dieser Mann Kokosnüsse hat.
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Du sollst reinspringen, Petra, nicht die Wasserfälle präsentieren!
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Vorlage für den Friseur zu Hause.
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Du sollst reinspringen, Anne, nicht drüber schreiben!
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Der Beweis: Yoda lebt!
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Anne hat es im Gefühl: Dieser Mann muss Kokosnüsse haben.
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Wie mag dieser Strand aussehen, wenn die Wirkung der Drogen nachlässt?
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So.
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Diese Rechnung bedeutet für Anne das Ende.
„So viele Kokosnüsse kann ich unmöglich gegessen haben!“
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PVC Lakshadweep Sea

Zugfahren erfordert in Indien viel Langmut, das haben wir bereits einmal erlebt.
Noch mehr Geduld braucht man nur, wenn man mit dem Schiff reist.

An dem Tag, als wir zu einer Trauminsel der Lakkadiven aufbrechen, wache ich schon um sechs Uhr auf, weil ich Panik habe, den Dampfer zu verpassen.
„Schnell“, treibe ich Petra an. „Sonst fährt das Schiff ohne uns los.“
„Ist ja gut“, sagt sie. „Bestimmt meinen die neun Uhr indischer Zeit.“

Als wir mit dem Tuk-Tuk zum Anleger kommen, ist es kurz vor halb neun.
Ich gähne verhalten.
Boarding Time soll um neun sein – die Dokumente für die Reise sollen wir in der Lakshadweep Wharf bekommen.

Nach kurzer Suche in der wuseligen Halle finde ich ein verblasstes Schild, das darauf hindeutet, dass sich das Büro für unsere Reiseleitung in der oberen Etage befindet.
Kann das sein?
Dort ist alles leer, bis auf eine Kammer, in der sich gelbe T-Shirts und weiße Basecaps mit Lakshadweep-Logo türmen.
Der kleine Mann hinter dem Schreibtisch nickt – schüttelt also den Kopf auf diese typisch indische Weise, als ich ihn frage, ob ich meine Reisedokumente für Kadmat bei ihm bekomme.
„Passport?“, fragt er.
Ich eile nach unten und lotse Petra aus dem Tuk-Tuk. Sie bezahlt den Fahrer und schickt ihn weg.

Dann schleppen wir uns mit den Rucksäcken in die obere Etage.
„Ob wir wohl jetzt so ein T-Shirt und so eine Kappe bekommen, das volle Touripaket?“, fragt Petra mich, als wir dem Mann die Pässe reichen.
Ich zucke mit den Schultern.
Der Mann drückt jeder von uns einen Ausdruck in die Hand und deutet nach unten.
„Boarding for Lakshadweep Sea, you go”, sagt er bestimmt.
Ohne Ferienpaket gehen wir nach unten.

Petra will noch eine Flasche Wasser an einem Verkaufsstand erwerben, unterdessen kommt ein Mann in grauer Uniform auf mich zu.
„Going Kadmat?“
Ich nicke.
Er will mich am Arm ziehen und deutet auf die beiden Schalter, an denen Uniformierte eine lange Schlange Reisender kontrollieren.
„Sorry, my friend is just buying some water …“
„Kadmat“, sagt er mit mehr Nachdruck. „Go.“
„Friend“, sage ich und deute auf Petra. „Buy. Water.“
Er nickt und zieht Leine.

Wir reihen uns ein.
„Wie früher in der DDR“, raunt Petra mir zu.
Wir sind umgeben von Männern in Uniform, die uns in Richtung eines Schalters drängen, wo ein in Khaki Gewandeter die zusammengehefteten Reiseunterlagen ein weiteres Mal akribisch prüft. Ein Blick in unsere Gesichter, ein weiterer in die Pässe, dann wieder ins Gesicht, dann wieder in den Pass – so genau bin ich das letzte Mal geprüft worden, als ich mit sechzehn in die angesagte Disko am Ort wollte.

Endlich auf dem Steg, gehen wir die paar Meter mit den Rollkoffern zum Schiff.
Es ist ein ziemlich großer Kahn, sieht von außen aus wie das Traumschiff.

Von innen, das merken wir schnell, ist es eher ein Albtraumschiff: Unsere Erste-Klasse-Kabine wirft sofort die Frage auf, wie denn dann die zweite und dritte Klasse ausschauen mögen.
Der Teppich ist verfilzt und voller handtellergroßer Flecken, Dusche und Handwaschbecken sind mehr schwarz als weiß, und es riecht im Zimmer nach Abfluss – warum, wird klar, als Petra den Entlüfter am Fußende ihres Bettes entdeckt.
„Puh“, meint sie, „dann lass uns doch lieber an Deck aufs Auslaufen des Schiffes warten.“
Im Stehen, hätte sie hinzufügen können – denn an Deck gibt es merkwürdigerweise keine Sitzgelegenheiten.

Es dauert sechs Stunden, bis alles an Bord ist – in etwa fünfeinhalb Stunden länger, als wir dachten.
„Wie gerne hätte ich noch ein paar Ausstellungen der Biennale gesehen“, seufzt Petra.

Am Tag zuvor haben wir nicht mehr alle Galerien in Kochi ablaufen können, uns fehlte die Zeit.
Und jetzt langweilen wir uns stundenlang an Bord eines Dampfers, auf dem es nicht mal Wifi gibt?
Ganz zu schweigen von Bänken an Deck?

Als es gegen halb vier Mittagessen gibt, wirft der Dampfer endlich seine Maschinen an.
Immerhin ist das Essen, das sie uns nun servieren, mehr als schmackhaft.
„Ich liiiiebe die indische Küche“, schwärmt Petra und nimmt sich noch was von dem scharfen Eintopf und dem Bohnengemüse mit Kokosraspeln.
Ich schnappe mir noch ein Roti-Brot und etwas Stippe und setze mich zu ihr.
Nach dem Essen würden wir gerne einen Kaffee trinken, aber Kaffee nach dem Essen kennt der Inder nicht. Es braucht alle unsere Überredungskünste, um aus dem Stewart eine Brühe herauszukitzeln, durch die eine Kaffeebohne offenbar durchgeschossen wurde.

Nachdem wir ein paar Stunden übers Wasser geschippert sind, wird es endlich dunkel.
Am nächsten Morgen sollen wir schon gegen elf in Kadmat sein.
Am besten, wir schlafen lange, dann zieht es sich nicht so.

Früh um sechs hämmert wer gegen die Tür.
„Breakfast!“ Dong, dong, dong. „First class! Breakfast!“
„Das ist nicht deren Ernst“, murmelt Petra verschlafen und dreht sich noch mal um.
„Breakfast!“ Dong, dong, dong.
Dong! Dong! Dong!
So lange, bis wir schließlich aufgeben und uns erheben.

Das Frühstück ist ein bisschen wie das Abendessen. Morgens um sieben kann ich warmem Eintopf mit indischen Tortillaverschnitten auch nach vier Wochen noch nichts abgewinnen.
Zu allen anderen Tageszeiten gern, aber morgens um halb sieben?
„Ich hol mir noch einen Nachschlag!“, verkündet Petra und steht auf. „Das schmeckt super!“

Die Schiffspassage dauert lange.
Sehr lange.
Unglaublich lange.
Man könnte auch sagen, sie zieht sich.
Gegen zehn erreichen wir eine Insel, die aussieht wie aus dem Reisekatalog: türkisblaue Lagune, Palmen, Sandstrand, Steg. Dort wird entladen, erst die nächste Insel ist unsre.
Dann erreichen wir Kadmat, ein längliches Eiland mit noch mehr Palmen und einer noch größeren Lagune.
Jedenfalls glauben wir, dass es Kadmat sein könnte.
Es ist schwer, herauszufinden, wie und wo der Abgang vom Boot stattfindet.
Erst müssen wir jemanden finden, der versteht, dass wir das wissen wollen.

Auf der Treppe treffe ich einen Mann, der so aussieht, als ob er auf dem Boot arbeitet.
„Kadmat?“, frage ich.
Er nickt.
„Where get off?“, beschränke ich mich auf die wichtigsten Wörter.
Er macht eine Handbewegung, die „Warten Sie bitte hier“, „Mir doch egal“ oder „Keine Ahnung“ bedeuten könnte.
„First Class?“, fragt er dann.
Ich nicke. „Yes.“
„Wait in cabin.“

„Wir sollen in der Kabine warten?“, fragt Petra, als ich wieder bei ihr bin. „Hoffentlich fährt das Boot dann nicht mit uns weiter.“
„Ich geh noch mal runter, dahin, wo wir eingestiegen sind“, sage ich. „Bleib du am besten hier, falls doch einer kommt.“

Als ich unten bin, stehen dort schon alle anderen mit ihren Taschen. Zwei indische Pärchen, die offenbar auf Honeymoon-Reise sind, ein älterer Mann, den ich auf dem Boot noch nicht gesehen hatte, und ein junger Typ, der vielleicht Saisonarbeiter ist.

Ich rase rauf zu Petra, aber die kommt mir schon entspannt entgegen.
„Der Stewart kümmert sich um die Rucksäcke.“

Es ist laut und voll unten in der dritten Klasse, wo der Ausstieg ist. Ich sehe Stockbetten, auf denen sich müde die Leute räkeln, die es sich nicht leisten können, so wie wir in einer versifften Erste-Klasse-Kabine zu logieren. Ihre Sachen liegen in den Gängen verstreut, Taschen und übervolle Plastiktüten sind übereinander gestapelt. An uns vorbei drängen sich Menschen in Uniform, und ich quetsche mich an die Wand. Hinter mir hat der Stewart die Koffer deponiert.

Endlich ist es soweit, wir werden auf das kleinere Boot hinauskatapultiert, das uns zur Mole bringen soll.
Das Wasser ist glasklar, der Strand ist so hell, dass es fast in den Augen weh tut.
Fische sehe ich von hier aus keine, die Lagune scheint leer zu sein.
Es ist unwirklich.

Am Steg wartet bereits ein Vehikel auf uns, auf dessen Ladefläche Platz für die Koffer ist – und für uns.
Als die beiden Pärchen und wir verladen sind, fahren wir auf einer wenig befestigten Straße zwischen halbfertigen Häusern und Müllsäcken, Palmen und Bauschutt über die Insel bis ans äußerste Ende.
Dort gibt es ein schwimmbadblau gestrichenes Tor, vor dem wir halten und unsere Passierscheine zeigen müssen.
Das Resort öffnet seine Pforte.
„Oh nein“, sagen Petra und ich wie aus einem Mund.

Es hatte sicher einen Grund, warum uns die Frau im von der Regierung autorisierten Reisebüro keine Bilder zeigen konnte.
Wir wären wahrscheinlich nicht hier, wenn sie das getan hätte.
Im Reiseführer steht, dass 28 kleine Hütten an einem malerischen Sandstrand stehen.
Die Wahrheit: Es handelt sich um schnöde Bungalows, die alle in schwimmbadblau gestrichen sind.
An den Funktionsgebäuden steht in weißer Schrift gepinselt: Cafeteria, Dive Center, Gym.
Wir sind eingesperrt in einem Touristenzoo, abgeschottet durch das schwimmbadblaue Tor.
Es ist nicht schön. Es wirkt ein wenig wie ein sozialistischer Freizeitpark.

Als wir an den Strand gehen, liegt überall Plastik.
Flaschen, hellblaue Fischernetze, leere Chipstüten, Bonbonpapierchen.
Ich kann es nicht liegen lassen, ich muss es aufsammeln.
Als wir an der Nordspitze der Insel stehen, habe ich die Hände voller Plastikmüll.
Tränen laufen mir über die Wangen.

Wir wollen weg.
Und sehen das Schiff in der Ferne davondampfen.
Da hilft zum allerersten Mal auch keine Kölsche Lebensweisheit.

beitragsbild kadmat2